Wenn Sie sich eingehend mit dem Investmentbanking befassen, werden Sie alsbald auf die Begriffe „Font Office“, „Middle Office“ und „Back Office“ stoßen.
Reden die Leute über das Front Office, meinen sie die als „sexy“ geltenden Bereiche des Investmentbankings – M&A, das Kapitalmarktgeschäft oder Sales and Trading.
Wenn die Leute über das Middle Office reden, beziehen sie sich auf Bereiche wie IT, Buchhaltung und Risikomanagement. Mit Back Office wird Operations bezeichnet, womit die Abwicklung gemeint ist.
Anders als die Mitarbeiter im Front Office haben die Leute im Back Office keinen Kundenkontakt, und könnten so auch kaum Erträge oder Gewinne für die Bank generieren.
Der Abteilung kommt stattdessen eine Unterstützerrolle zu, denn die Mitarbeiter in Operations helfen den Kollegen im Front Offie, dass alles glatt läuft und z.B. tatsächlich Zahlungen eingehen.
Die Hauptaufgabe von Operations besteht darin, die Trades abzuwickeln und abzurechnen. Bei der Abwicklung wird sichergestellt, dass die Kurse einer Bank mit denen der Handelspartner übereinstimmen. Die Aufsichtsbehörden verlangen immer ausführlichere Dokumentationen zu den Handelsaktivitäten einer Bank. Daher haben die Abteilungen für Operations in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Eine weitere Aufgabe besteht im Settlements bzw. der Abrechnung. Dabei geht es um die Dokumentation, dass die gekauften oder verkauften Aktien auch korrekt bezahlt wurden.
Positionen und Laufbahnen
Einsteigern im Bereich Clearing und Settlements obliegt es einzugreifen, wo Computer versagen.
Hin und wieder brechen die automatischen Clearingsysteme in sogenannten „Ausnahmesituationen“ zusammen. Die Clearingspezialisten verbringen den Großteil ihrer Zeit damit, diese Ausnahmen zu bearbeiten und herauszufinden, was schiefgelaufen ist.
Wenn Sie als Ausnahmefallmanager beim Settlement arbeiten, dann kann es beispielsweise vorkommen, dass Sie mit Händlern diskutieren, die behaupten Aktien für jeweils 3 Euro verkauft zu haben, der Käufer aber meint, er hätte für 2 Euro eingekauft.
Es gibt jedoch auch Marktbereiche, die noch nicht automatisiert sind. Wenn Sie in einem davon arbeiten, wird von Ihnen mehr erwartet, als einfach nur Fehler im Prozess zu suchen.
Insbesondere der große, 441 Billionen Euro umfassende Over-the-Counter-Markt (OTC) für Derivate hängt immer noch zu einem großen Teil von manueller Bearbeitung ab. Dadurch entstehen natürlich Probleme. Zwar werden Schritte unternommen, um diese manuellen Prozesse zu automatisieren und das Clearing und Settlement zu zentralisieren, doch solange das nicht der Fall ist, müssen immer noch Menschen die Dokumentationen erledigen.
Trade Support Officers sind näher am Geschehen im Handelsraum dran. Dieser kann eine ganze Spanne verschiedener Anlageklassen abdecken (von Aktien und Anleihen bis hin zu Rohstoffen oder Derivaten). Hier befinden Sie sich in der Schusslinie einer jeden Anfrage, die ein Händler haben könnte – von Schlichtungsfällen bis hin zu Unstimmigkeiten zwischen den Beteiligten eines Trades.
Indem Sie sich in der Hierarchie nach oben arbeiten, übernehmen Sie auch eher strategische Aufgaben wie z. B. die Ausnahmeverarbeitung zu rationalisieren oder die Auslagerung von Tätigkeiten.
Gehälter und Boni
Die Angestellten in Operations verdienen nicht das große Geld wie im Front-Office. Dennoch kann das Gehalt recht gut ausfallen – vor allem Fachwissen zahlt sich aus. Es gilt die Faustregel: Je spezialisierter sie sind oder je exotischer das Produkt ist, desto höher das Gehalt.
Die Anfangsgehälter liegen im Allgemeinen zwischen 37.000 und 44.000 Euro. Die Boni fallen mit 5 bis 15 Prozent des Grundgehalts eher klein aus, wenn man sie mit denen im Front Office vergleicht. In den vergangenen Jahren sind Boni oft zugunsten leicht höherer Grundgehälter gestrichen worden.
In Großbritannien lassen sich laut Robert Walters im mittleren Gehaltsbereich wie z.B. im Settlement von Aktien oder Fixed Income anfangs 54.000 bis 66.000 Euro und mit Derivaten 55.000 bis 72.000 Euro verdienen.
In den USA verdient man segmentunabhängig vom Associate bis zum Vice President zwischen 44.000 und 110.000 Euro und in Singapur erhält der Settlementmanager meist zwischen 40.000 und 74.000 Euro und 64.000 und 87.000 Euro bei Derivaten.
Gesuchte Kompetenzen
Auch wenn die Positionen in Operations sehr prozessgetrieben sind, was Detailtreue, Präzision und Beharrlichkeit erfordert, werden Sie sich in diesem Bereich überraschend hoher Geschwindigkeiten gegenüber sehen. Insbesondere, da sich die Banken mit immer neuen Regulierungen herumschlagen müssen, suchen die Geldhäuser nach neuen Wegen ihr Back Office effizienter zu gestalten.
„Sie werden mit neuen Begebenheiten und Regulierungen konfrontiert und müssen sich womöglich auf rasch wandelnde Prioritäten einstellen. Sie sollten die Prinzipien und Grundsätze penibel einhalten, jedoch auch flexibel reagieren können“, sagt Shoko Mizuhaya, Director im Operations für Derivate bei der Bank of America Merrill Lynch.
Zwar müssen die Leute in Operations dem Kunden selten gegenübertreten, dennoch steigern Sie die Kundenzufriedenheit, in dem sie für reibungslose Abläufe sorgen.
Gute Kommunikationsfähigkeiten sind wichtig, da die Leute in Operations mit vielen anderen Abteilungen und Aufgabenbereichen der Bank zusammenarbeiten. Würden Sie sich beispielsweise selbst wohlfühlen, wenn Sie mit den Wünschen eines ungeduldigen Händlers zurechtkommen müssen?
„Starke Kommunikationsfähigkeiten sind ebenso wichtig, da der Job verlangt, dass Sie mit Leuten arbeiten, die nicht unbedingt ihre Meinung teilen“, sagt Mizuhaya.
Auch wenn die Fachleute in Operations kein Geld verwalten, müssen sie einen Sinn für Chance und Risiko mitbringen, glaubt Kristi Tange, zuständig für Liquidität und Sicherheit in EMEA von Goldman Sachs.
„Risikomanagement ist ein integraler Bestandteil von allem, was wir tun – wir suchen nach Individuen, die motiviert sind, an der Entwicklung von Lösungen für Geschäftsprozesse mitzuwirken und die gute Führungsstärke und Integrität besitzen,“ fügt sie an.
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