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Was der Rothschild-Chef für eine erfolgreiche Karriere im Investment Banking rät

Nigel Higgins hat es in seiner langen Karriere bis zum Chef der Investmentbank Rothschild gebracht. Er weiß also viel über die Branche und wie man hier erfolgreich ist. Bei der Investment Banking-Konferenz der London School of Economics (LSE) hat er jetzt einige Tipps verraten.

„Wie viele 50jährige Banker kennen Sie“, fragt Higgins vor den neugierig lauschenden Studenten der LSE. „Auch wenn wir alle bis 100 leben, wird das Berufsfeld Banken doch immer noch die meisten Beschäftigten mit Ende 40 oder Anfang 50 verlieren – je nachdem, in welchem Unternehmen und welcher Abteilung Sie arbeiten.“

Higgins selbst zählt 53 Lenze und verbrachte sein gesamtes Arbeitsleben – immerhin 32 Jahre – bei Rothschild. Als Higgins am 1. Oktober 2013 anfing, belief sich die Zahl der eingestellten Absolventen auf gerade einmal sieben. Die Hälfte davon stammte von Oxford und – weitaus überraschender – bei dreien handelte es sich um Frauen. Dagegen soll sich der kommende Absolventen-Jahrgang auf 100 belaufen, wovon 40 Prozent weiblich sein sollen. Hier seine Karrieretipps:

1. Verzichten Sie auf Jobhopping

Auch wenn dies in der heutigen schnelllebigen Zeit schwerfallen dürfte, rät Higgins doch nur zu ein oder zwei Jobwechseln in seiner Karriere. „Aus meiner Sicht haben die Leute, die erfolgreich waren, nur ein oder zweimal gewechselt. Es kommt nur selten vor, dass Leute, die Arbeitgeber fünf- oder sechsmal gewechselt haben, es ganz bis an die Spitze schaffen“, sagt Higgins. „Wenn Sie drei- oder viermal gewechselt haben, dann gelangen Sie irgendwann an den Punkt, wenn Ihnen niemand mehr abnimmt, dass es sich um ihren letzten Wechsel handelt und dies bedeutet einen gewissen Vertrauensverlust. Ich komme aber noch aus der Generation Ihrer Eltern. Jüngere Menschen wechseln ihren Job häufiger, allerdings frage ich mich, ob es sich dabei um eine gute Entwicklung handelt.“

2. Verstehen Sie die Unternehmenskultur Ihres Arbeitgebers

Obgleich Rothschild  bereits 3000 Angestellte zählt, verfüge die Bank doch immer noch über die Unternehmenskultur einer Partnerschafts-Gesellschaft. Laut Higgins sei die Kultur durch „Kollegialität, Freundlichkeit, Humor, Exzellenz und Teamarbeit“ geprägt. Dagegen herrschten bei Großbanken „Politik und Manöver“, um die Karriereleiter hinaufzuklettern.

„Einige Leute blühen in einem internen Wettbewerb regelrecht auf, andere werden davon abgeschreckt und wollen nur mit Kunden arbeiten oder Traden“, sagt Higgins.

3. Kennen Sie Ihre Stärken und in welchem Bereich Sie arbeiten wollen

Jeder Bankingjob bringt seine ganz eigene Form von Stress mit sich – gleich ob man ein Trading-Buch mit einem Milliardenvermögen verwaltet, Vertriebsziele erreichen muss oder – wie im Fall von Rothschild – die britische Regierung bei der Restrukturierung der Royal Bank of Scotland berät. Dabei stellt sich die Frage, welche Form von Stress am besten zu Ihnen passt. Diese Frage solle sich jeder stellen, der im Investment Banking arbeiten möchte.

Higgins selbst gesteht, dass er seinerzeit im Investment Banking angefangen hat, weil es damals in Mode war. Außerdem habe es sich für einen Geschichtsstudenten wie ihn um eine interessante intellektuelle Herausforderung gehandelt.

„In den späten 90ern habe ich mit dem Gedanken gespielt, die Advisory-Arbeit aufzugeben, um in den Devisenhandel einzusteigen. Das wäre auf ein Desaster hinausgelaufen, aber entscheidend ist, dass ich mir selbst die Frage stellte. Sie müssen über die langfristige Perspektive Ihrer Arbeit nachdenken und mit welcher Form von Stress Sie leben können“, betont Higgins.

„Es mach keinen Sinn, die halbe Strecke die Karriereleiter hinaufzuklettern und mit 38 wieder hinunterzuschlittern“, warnt Higgins.

4. Jagen Sie nicht dem Geld nach – auch wenn es lockt

Laut Higgins handle es sich beim Banking immer noch um eines des bestzahlenden Berufsfelder, auch wenn Rechtsanwaltsgesellschaften langsam aufholen und in einigen Bereichen sogar schon mehr zahlen. Es bestehe die Gefahr, den Job nur zu wechseln, weil irgendwo ein etwas größeres Vergütungspacket lockt.

„Sie werden immer in der Lage sein, einen Job für 10 bis 30 Prozent mehr zu wechseln. Aber Sie müssen sich vergewissern, welche Substanz hinter diesem Aufschlag steht und wie der tatsächliche Barwert aussieht. Es geht nicht nur um den kurzzeitigen Effekt“, sagt der Rothschild-Chef.

5. Management ist etwas für Leute, die mit Menschen umgehen können

Laut Higgins gebe es in der Londoner City viel zu wenige gute Manager; sie werde „notorisch schlecht geführt“. Wer von 1992 bis 2007 in der Branche gearbeitet habe, habe abgesehen von der Russlandkrise und der Dot.com-Blase nur die guten Jahre miterlebt. Doch dies sei nicht gut, die Leute müssten Erfahrungen mit dem Auf und Ab sammeln.

„Wir haben die dritte Kapitalerhöhung von BP in 1987 betreut, als der Schwarze Montag passierte. Es handelt sich um die bislang größte Aktienemission der Welt und inmitten davon brach der Aktienmarkt um 30 Prozent ein“, erinnert sich Higgins.


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