Wer von einer Karriere in der Aktienanalyse träumt, kann in einem Albtraum erwachen Share on twitter. Ähnlich wie die Position eines Managing Directors in M&A oder eines Sales-Managers im Devisenhandel wird die Aktienanalyse oft überschätzt.
„Bei der Aktienanalyse handelt es sich um ein äußerst sichtbares Produkt, das von hochaktiven Managern nachgefragt wird, für das die Kunden aber ungern zahlen“, sagt Banken-Analyse-Veteran Brad Hintz, der sich im vergangenen Jahr von der Wall Street zurückgezogen hat und heute an der New York University lehrt. Das grundlegende Problem lautet: Die Aktienanalyse stellt einfach kaum noch ein profitables Geschäft dar.
„Das Geschäft mit dem institutionellen Aktienhandel hat schon seit langem mit den Margen zu kämpfen“, erläutert Hintz. „Es generiert im Durchschnitt eine Vorsteuermarge von 13,5 Prozent. Wenn Sie die Bücher der Aktienderivate herausnehmen, dann fällt die Marge für das reine Handelsgeschäft auf 9,5 Prozent.“
Obgleich die Aktienanalysten also ihr eigenes Brot verdienen können, reicht es doch nicht für Butter und Marmelade. Dazu benötigen sie die Hilfe der Kollegen aus Equity Capital Markets (ECM), die sich mit Börsengängen und Kapitalerhöhungen beschäftigen und deren Geschäft deutlich lukrativer ausfällt. „Wenn eine Bank über ein genügend großes Geschäft mit Börsengängen verfügt, dann kann das Aktiengeschäft, trotz der geringen Margen im Aktienhandel, aufgrund der Profitabilität und hohen Margen der Börsengänge und Kapitalerhöhungen durchaus vernünftige Erträge generieren“, sagt Hintz.
In diesem Kontext würden auch die Analyseabteilungen von Deutscher Bank, Goldman Sachs, JP Morgan usf. durchaus Sinn machen. „Der Gewinn von ECM hilft den Erträgen ihres Trading-Geschäfts. Die Segment-Ergebnisse fallen solide aus.“
Allerdings wird es zu einem Problem, wenn unbedarfte Aktienanalysten bei Banken ohne ein umfangreiches ECM-Geschäft anfangen. In diesem Fall fänden sie sich am unteren Ende der Nahrungskette wieder, warnt Hintz. „Wenn die Kommission hereinkommt, dann betont Sales, dass sie den Kunden unterhalten hätte und ihnen daher die Kommission zusteht. Das Trading weist darauf hin, dass die Geschäftseinheit einen großen Block-Trade für den Kunden ausgeführt hat und daher für die Erträge verantwortlich sei.“ Der wachsende Druck auf das ECM-Geschäft der Banken hat die Situation nur noch verschlechtert.
Auch wenn institutionelle Anleger immer noch auf die traditionelle Aktienanalyse Wert legen, die ECM-Kunden es gerne sehen, wenn ihre Börsengänge von Aktienanalysen begleitet werden und die Banken den Branding-Wert schätzen, enden die meisten Analysten doch ungeliebt und überarbeitet. „Den Bankern ist verboten, die Aktienanalyse für das Einwerben von Kundenaufträgen zu nutzen“, sagt Hintz. „Das Management der Aktienanalyse bleibt nur noch die Rolle des Bittstellers: Sie können nur darauf hinweisen, welche profunden Einsichten ihre Leute gewonnen haben.“