Wer die Informationen über die Märkte beschafft
Ratingagenturen schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen oder ein Land seine Gläubiger unzureichend oder nicht pünktlich bedienen kann und damit gewissermaßen „pleitegeht“.
Schuldner werden durch die Ratingagenturen von AAA (quasi garantierte, pünktliche und vollständige Rückzahlung) bis C (hohe Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls) eingeteilt. Mit BBB oder besser werden „investitionswürdige“ Risiken bezeichnet, alles darunter ist als „spekulatives Risiko“ oder als „Ramschanleihen“ bekannt.
Die Datenanbieter versorgen die Finanzmärkte mit kritischen Echtzeitinformationen. Dabei handelt es sich unter anderem um Aktienkurse, Wechselkurse, Analysen und Software zur Überwachung von Portfolios. Darüber hinaus bieten sie auch Nachrichten zur Geschäfts- und Finanzwelt an.
Marktführer
Die großen drei Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings kontrollieren ca. 95 Prozent des Marktes. S&P und Moody’s besitzen jeweils rund 40 Prozent vom Kuchen, während Fitch auf etwa 15 Prozent kommt. Bei den Marktdaten und im Analysegeschäft kämpfen Thomson Reuters und Bloomberg traditionell um die Spitze – Bloomberg kommt nach Zahlen von Burton-Taylor International Consulting in 2012 auf einen Anteil von 30,8 Prozent und Thomson Reuters auf 29,5 Prozent. Andere namhafte Marktteilnehmer sind Dow Jones/Factiva, Interactive Data, FactSet, SIX-Telekurs und IRESS.
Positionen und Laufbahnen
Die Ratingagenturen stellen Hochschulabsolventen regelmäßig als Datenanalysten ein. Trainees beginnen üblicherweise in den Analyseteams und spezialisieren sich auf konkrete Branchen oder bestimmte Finanzprodukte. Fitch verfügt über ein strukturiertes Absolventenprogramm. Moody’s und Standard & Poor’s stellen dagegen je nach Bedarf ein. Da die Absolventenprogramme solide Kenntnisse in der Fundamentalanalyse und ein gutes Verständnis für spezielle Branchen vermitteln, zieht es anschließend viele Berufseinsteiger zu Analystenjobs in anderen Unternehmen der Finanzdienstleistungen. Die Datenanbieter verfügen über ein breites Spektrum an Positionen für Absolventen. Unter anderem sind dies Datenanalyse, Finance, IT und Sales. Sie stellen aber auch für redaktionelle Aufgaben ein – Bloomberg beispielsweise beschäftigt weltweit etwa 2000 Journalisten.
Gehalt und Boni
Bei den Datenanbietern können Trainees mit Einstiegsgehälter von umgerechnet 30.000 bis 33.000 Euro verdienen. Wie viel genau entscheidet sich laut Recruitern nach dem akademischen Hintergrund und der Berufserfahrung. Die Ratingagenturen zahlen Einsteigern regelmäßig 33.000 Euro und eröffnen die Aussicht auf einen kleinen Bonus. Jobs bei der Kreditanalyse entlohnen in den oberen Chargen recht gut. Nach fünf bis sechs Jahren liegt das Gehalt nach Untersuchungen von Robert Walters bei 66.000 bis 88.000 Euro und erhöht sich nach sieben bis zehn Jahren auf 88.000 bis 110.000 Euro.
Gesuchte Kompetenzen
Datenanbieter honorieren IT-Kenntnisse wie beispielsweise in Excel und Visual Basic, selbst wenn der Job vordergründig nichts mit Technik zu tun hat. Unter den Hochschulabschlüssen sind laut Fahid Naeem, Chef des EMEA-Recruitment von Bloomberg, Mathematik, Betriebswirtschafts- und Volkwirtschaftslehre gern gesehen.
„Wir suchen nach Bewerbern, die pro-aktiv, motiviert und bereit sind, Geschäftsverantwortung zu übernehmen, wenn wir unsere branchenmäßige und regionale Abdeckung ausweiten“, erzählt Naeem. „Neue Talente und neue Technologien bringen Innnovationen hervor und wir legen viel Wert auf fortwährendes Training und Entwicklung: Ein Appetit aufs Lernen ist in diesem Prozess essentiell.“
Mittlerweile verlangen die Ratingagenturen von ihren Analysten, nicht nur in ihrem Themengebiet Experten zu sein. Vielmehr müssen sie auch Profis in Fragen zu „möglichen Rückwirkungen von makroökonomischen, politischen, nationalen und globalen Trends und Technologien sein“, sagt Alex Griffiths, Senior Director bei Fitchs Unternehmensbewertung.
„Unsere Leute müssen in der Lage sein, sich eine überzeugende Meinung aufgrund detaillierter Analysen zu bilden, sie intern zu verteidigen, um einen Konsens herzustellen (da Bewertungen eher von einem Komitee als von einem Individuum ausgesprochen werden) und diesen effektiv nach außen zu kommunizieren“, ergänzt Griffiths.
„Es gibt begrenzte Zahl an Plätzen in den Graduiertenprogrammen und der Wettbewerb ist hoch. Üblicherweise bevorzugen wir Kandidaten, die ein aufrichtiges Interesse an der Finanzwelt zeigen. Die Absolventen, die wir einstellen, haben oft schon eine oder mehrere Prüfungen des CFA abgelegt und verfügen über einschlägige Arbeitserfahrung“ fügt er an.
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