Wenn die Menschen an Investmentbanking denken, haben sie sicherlich Frauen und Männer in eleganten Anzügen oder Kostümen vor Augen, die an den Big Deals in den Mergers & Acquisitions (M&A)-Teams der Banken mitarbeiten. Aufgrund seines glamourösen Rufes fiel der Einstieg im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen in der Vergangenheit besonders schwer. Da allerdings in den Krisenjahren in dem Bereich zu wenig Nachwuchs angeheuert wurde, haben die Banken beim Junior-Personal einen beträchtlichen Nachholbedarf. Um die Lücken aufzufüllen und die Arbeitsbelastung der bestehenden Angestellten zu verringern, herrschen derzeit exzellente Einstiegsstancen. Führende Headhunter aus dem Bereich rechnen indes damit, dass die Lücke in Deutschland in zwei, drei Jahren geschlossen sein könnte.
Wie der Name vermuten lässt, beraten die M&A-Teams der Investmentbanken ihre Kunden bei Fusionen (wo zwei Unternehmen als Gleiche zusammengehen) und bei Käufen (wo ein Unternehmen Teile oder das komplette andere Unternehmen übernimmt). Große Investmentbanken werden erst bei Transaktionen aktiv, die ein Volumen von hundert Millionen Euro und mehr ausmachen und auch schnell einige Milliarden erreichen.
Eine Karriere in M&A verlangt ein gehöriges Maß an Engagement. Die M&A-Banker beraten ihre Kunden in einer stressigen und kritischen Phase. Jeder Deal ist einmalig und der Wettbewerb zwischen den Banken enorm. Daher sind die Zeitpläne eng und die Arbeitszeiten können einem wie eine Strafe vorkommen. Wenn es das Geschäft erfordert, müssen Junior Banker bis spät in die Nacht Finanzinformationen zusammenstellen oder rechtliche Sachverhalte recherchieren.
„Ein erfolgreicher M&A-Banker sollte ein hoffnungsloser Optimist sein, da die meisten der potenziellen Geschäfte aus dem einen oder anderen Grund nicht über die Bühne gehen“, sagt Jim Frawley, US-Chef des M&A-Geschäfts bei Macquarie Capital. „Zweifellos verwenden Sie viel Zeit und Mühe auf Dinge, die niemals Früchte tragen – aber um erfolgreich zu sein, dürfen sie sich nicht davon entmutigen lassen, beim nächsten Auftrag genauso hart weiterzuarbeiten.“
Positionen und Laufbahnen
Auf der Karriereleiter ist der Weg nach oben in M&A relativ geradlinig. Sie beginnen als Analyst, von wo aus Sie nach drei Jahren zum Associate und nach weiteren drei Jahren zum Vice President, Director (oder Executive Director, abhängig von der jeweiligen Bank) und zum Managing Director aufsteigen können. Innerhalb dieser Positionen haben sie die Chance sich auf Branchen wie Konsum, Finanzen, Öl und Gas oder Medien und Telekommunikation zu spezialisieren.
Je länger Sie beim M&A dabei sind, desto mehr werden Sie mit den Kunden auch persönlich zu tun haben. Als Einsteiger werden Sie die erfahreneren Mitarbeiter bei Kundenmeetings allenfalls begleiten. Meist müssen Sie sich um das „Pitch Book“ kümmern, das Dokument, das die Ideen herausarbeitet, an wen der Kunde verkaufen oder wen der Kunde kaufen sollte. Dazu müssen Sie recherchieren und Daten modellieren.
Als Analyst besteht eine Ihrer Hauptaufgaben in der Arbeit an diesen Kundenpräsentationen. Hauptsächlich werden Sie Finanzmodelle erstellen, ein Unternehmen bewerten oder mit anderen vergleichen.
Erst später werden Sie von der Datenverarbeitung wegkommen. Der Hauptunterschied zwischen einem Analysten und einem Associate besteht in seiner etwas höheren Verantwortung bei Transaktionen und Projekten. Ab dem Vice President-Level geht es darum eigenen Kontakte zu Kunden und einen eigenen Business Case aufzubauen. Denn nur wenn man selbst bewiesen hat, eigene Erträge generieren zu können, kommt eine Beförderung zum Managing Director in Frage. Dabei handelt es sich um eine Art Abteilungsleiter, der bei einer Großbank durchaus auch eine Gesamtvergütung von über 1 Mio. Euro – im Jahr wohlgemerkt – einstreichen kann.
Gehalt und Boni
Im ersten Jahr verdienen Analysten in M&A laut Dartmouth Partners durchschnittlich 51.000 Euro Grundgehalt und einen Bonus von 19.000 bis 31.000 Euro. An der Wall Street verdienen Analysten im ersten Jahr laut den Headhuntern von Glocap umgerechnet 82.000 Euro.
Gesuchte Kompetenzen
Da sich ein Analyst hauptsächlich mit Modellen und Berechnungen herumschlägt, die benutzt werden, um Unternehmen zu bewerten, erwarten die Investmentbanken von Ihnen gute mathematische Fähigkeiten und ein reges Geschick im Umgang mit Excel.
„Sie verbringen den Großteil Ihrer Zeit mit dem Sammeln und der Aufbereitung von Informationen, womit den Kunden erleichtert wird, ihre Entscheidungen nach ihren jeweiligen Zielen zu treffen“, sagt Frawley. „Deswegen muss ein guter M&A-Banker bei den quantitativen Aspekten des Jobs stark sein und die dynamische Entwicklung des Projektes effizient verstehen, sowie kritische Probleme identifizieren und sie kreativ und überlegt angehen.“
Mathematische Fähigkeiten sind wichtig, aber bei weitem nicht die einzigen Dinge, die ein M&A-Banker mitbringen muss. Die Banken erwarten selbständige, lernfähige Leute, die trotz der langen Arbeitszeiten fokussiert und unter Druck präzise arbeiten.
„Sie sollten Verantwortung übernehmen wollen und starke kommunikative und soziale Kompetenzen besitzen, was erforderlich ist, um mit dem Kunden und den Teams erfolgreich zusammenzuarbeiten“, sagt Brian O’Keefe, Vice President Investmentbanking für EMEA bei Goldman Sachs.
Der Job des Analysten stellt das Sprungbrett für eine M&A-Karriere dar. Deswegen wollen Banken auch Belege sehen, dass Sie die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen. Frawley berichtet, dass Senior Banker ihre Zeit damit verbringen „Kundenbeziehungen zu pflegen und voranzutreiben, Neugeschäfte zu erschließen und Projekte umzusetzen“. Natürlich brauchen sich Mauerblümchen gar nicht erst zu bewerben, denn jeder gute Investmentbanker braucht den Sinn fürs Geschäft und muss langfristig über den Tellerrand des aktuellen Deals hinausschauen können.
In M&A-Deals dreht sich alles um Teamwork. Daher sollten Sie sich wohlfühlen, wenn Sie mit vielen verschiedenen Kollegen der unterschiedlichsten Abteilungen und Länder zusammenarbeiten: „Sie müssen schnell lernen, innovativ sein, ein wahrer Teamplayer und in der Lage sein, mit Kollegen und Kunden rund um den Globus zusammenzuarbeiten“, meint Mark Barbour-Smith, COO des M&A, EMEA der Credit Suisse.
Ähnliche Artikel:
ERFAHRUNGSBERICHT: Wie der Einstieg ins Investmentbanking der Deutschen Bank gelingt
Wie Hochschul-Alumni den deutschen M&A-Arbeitsmarkt unter sich aufteilen